ANDERS HÖREN

Die Abramović-Methode für Musik

Frankfurt, März 2019, die Alte Oper und Marina Abramović: eine Symphonie voller Intensität. Ein einzigartiges Projekt zum Erleben von Grenzüberschreitung und Schwellensituationen. Präsent sein versus verloren sein. Das mehrtägige Kennenlernen der Methode und das fast 6-stündige Abschluss-Konzert fusionierten zu einer Einheit, die nachwirkt:

  • Wie rezipiere ich klassisch und klassische Musik?
  • Was bedeutet Präsenz?
  • Was höre ich? Beim An-, Um-, Zu- und Erhören.

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In der heutigen Kritik beschrieb Deutschlandfunk Kultur die charismatische Performance-Künstlerin als eine Frau der Interaktion und Konfrontation. Wie pointiert. Ja, diese Zustände durchfuhren mich während des Projekts leibhaftig. Sie forcierten eine eigene Innenschau und konzentrierte Aussenschau.

Das Schweigen inkl. Tragen eines Gehörschutzes und das stundenlange Sortieren von Reis- sowie Linsenkörnern, Anstarren von Farbflächen und Verharren auf einem Podest konfrontierten mich mit meinen Grenzen und Automatismen. Bereits der Projektstart mit der Abgabe aller persönlichen Gegenstände, wie Uhr und Smartphone erzwangen einen Kontrollverlust. Nur das eigene Ich mit hunderten Fremden im Opernsaal. Sogenannte Abramović-Vermittler*innen in schwarzen Gewändern und im Slow Motion Walk begleiteten. Sie ent- und verführten mich zu differenten Erlebnis-Stationen.

Das Bewegen durch den Saal mit verbundenen Augen und das minutenlange, direkte Blicken in die Augen eines wechselnden Gegenübers waren anregende Interaktionen. Eine Veränderung von Raum und Zeit.

Auch wenn sich für mich einige Vorgehensweisen konzeptionell nicht erschlossen, war die Erfahrung des Anders-Hörens und die Präsenz von Abramović tiefgehend und geradezu allumfassend sinnlich.

Ich konnte die Menschen riechen. Ich konnte ihre Energie fühlen. Ich konnte das Leben hören. Ich konnte die Stärke der Verletzlichkeit spüren.

Anders hören: via der Alten Oper und arte.

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